Rückblick: Literatur rund um das Arbeitsverhältnis im August 2019

Ich glaube, bei uns allen bleibt viel zu wenig Zeit für das Studium von Fachliteratur. Ich hab es als festen Termin im Kalender, sonst würde ich es aufschieben (d.h. ausfallen lassen). Leser dieses Blogs brauchen deswegen aber kein schlechtes Gewissen haben, denn nachfolgend berichte ich wieder, was im vergangenen Monat Interessantes im lohnsteuerlichen Kontext in den Fachzeitschriften geschrieben wurde.

Auf die Ohren

Heute gibt es nicht nur auf die Augen, sondern auch auf die Ohren. Abseits vom Papier entstehen ebenfalls viele interessante Formate, z.B. der „PodcaSTeuerrecht“ des Finanzgerichts Münster. Die Namensgebung finde ich ja etwas unglücklich (genauso wie den Umstand, dass man ihn weder per RSS, noch über die Podcast-Apps abonieren kann). Davon losgelöst geht es in der aktuellen Folge 3 um das Thema doppelte Haushaltsführung und die Entscheidung des FG v. 12.06.2019 – Az. 7 K 57/18 E . Nach Beendigung des Arbeitsverhältnis hatte der Arbeitnehmer die Wohnung vom beruflichen Zweitwohnsitz beibehalten und bundesweit nach einer neuen Anstellung gesucht. Da auch am Zweitwohnungsort Bewerbungen erfolgten, sah das FG darin vorweggenomme Werbungskosten.

In dem Kontext: Das FG Münster macht auch einen monatlichen Newsletter, wo es seine Urteile bespricht. Super Sache, aber leider kann man auch diesen weder per RSS, noch per E-Mail abbonieren. Wenn sich das durchsetzt, muss man also alle 18 Finanzgerichte monatlich „absurfen“. Schade.

Wo wir gerade dabei sind: Auch der NWB-Verlag hat jetzt einen Podcast und bedient sich in derselben Wortspielkiste, wie das FG Münster („STEUERBAR„). Klingt für mich ehr wie der Name einer Kneipe neben dem Finanzamt – aber trotzdem auch hier super Sache, zumal der Verlag auch über RSS und Podcast-Apps aboniert werden kann.

Nicht nur der Vollständigkeit halber: Wer auf Steuer-Podcast steht, dem sei im übrigen noch der Kanzleifunk-Podcast und der Meisterkanzlei-Podcast ans Herz gelegt.

Betrieb und Personal

Die B+P beschäftigt sich in Heft 8 schwerpunktmäßig mit dem Thema Urlaub und insoweit mit den Hinweispflichten des Arbeitgebers aufgrund aktueller BAG-Rechtsprechung (9 AZR 541/15).

Im lohnsteuerlichen Teil geht es um die Urlaubsabgeltung beim Tod des Arbeitnehmers und ob Abgeltung des Urlaubs durch Zahl der Tarifermäßigung des §34 EStG unterliegen kann (Spoiler-Alarm: tut sie nicht – vgl. FG Hamburg v. 19.03.2019, 6 K 80/18 und FG Münster v. 23.05.2019, 3 K 1007/18 E).

Spannender geht es im sozialrechtlichen Teil zu, der sich mit dem Fortbestand des versicherungsrechtlichen Beschäftigungsverhältnisses im Urlaub (z.B. längerer unbezahlter Urlaub) beschäftigt.

Außerdem erfahren wir was ein Stöberhundeführer ist (langsam lesen, dann kommt man selber drauf) und warum er abhängig beschäftigt sein kann. Spannend insoweit auch, dass entsprechende Urteile auch aus dem Bereich des Arbeitsunfall-Rechts kommen können.

Der Betrieb

In DB 35/2019 beschäftigt sich Dr. Pitzer mit den Möglichkeiten eines Rückzahlungsanspruchs des Arbeitgebers, wenn dieser zunächst irrig eine zu hohe Vergütung gewährt hat.

In 33/2019 informiert uns RiBFH Dr. Geserich über die lohnsteuerlichen Aspekte des Homeoffice. Ein schöner Grundlagenbeitrag, der auch auf Sondersachverhalte (mehrere Arbeitszimmer / mehrere Einkünfte mit Bezug zum Arbeitszimmer) eingeht und die aktuelle Rechtsprechung zur Vermietung an den Arbeitgeber (BFH IX R 9/17) nur am Rande streift.

In Ausgabe 32/2019 fassen Bartelt und Bock für uns den Regierungsentwurf zum „Gesetz zur weiteren steuerlichen Förderung der Elektromobilität …“ (aka JStG 2019) zusammen.

In Ausgabe 31/2019 wurde uns von Hoffmann erklärt, worauf arbeitsvertraglich bei Mitarbeiterentsendungen in das Ausland zu achten ist und gibt uns ergänzend auch noch einen kleinen Exkurs ins Steuer- und Sozialversicherungsrecht.

NWB

In Ausgabe 35/2019 erklärt uns Dürr, warum die Zuwendung von Bitcoin an Arbeitnehmer einen Sachbezug (i.S.d. 44 EUR-Nichtaufgriffsgrenze) darstellt. Mir war garnicht bewußt, dass die EUR-Skepsis schon soweit ausgeprägt ist, dass die Mitarbeiter sich jetzt lieber in Bitcoin bezahlen. Aber…am Ende überleben die Paranoiden.

Eilts erklärt uns in 34/2019, was bei der Beschäftigung von Studenten in der Kranken- und Pflegeversicherung ab dem kommenden Wintersemester zu beachten ist.

Überaus spannend finde ich den Beitrag von Hartmann (ebenfalls) in NWB 34/2019 bzgl. sozialversicherungsrechtlicher Haftung bei Leiharbeit (mit Fokus auf das Baugewerbe).

Kein Lohnsteuerthema – aber trotzdem spannend – sind die Ausführungen von Heine bzgl. Einkunftsart / Einkünfteermittlung bei privatem Carsharing (was es nicht alles gibt) in Ausgabe 33/2019. Spoiler-Alarm: Grds. sind es wohl Einkünfte nach §22 Nr. 3 EStG / aber wenn man es übertreibt, dann wird es schnell gewerblich (§15 EStG). Interessant auch die Analogie zu den Ferienwohnungen bzgl. der Standzeiten.

Hilbert kommentiert in NWB 31/2019 noch schnell die aktuelle Rechtsprechung zum Reisekostenrecht und zeigt uns, wer zu den Gewinnern und wer zu den Verlierern gehört.

Am Schlusspunkt der Ausgabe werden wir (nicht ganz ernst gemeint) nochmal aufgeklärt, dass „Tiere nicht unter den Fahrzeugbegriff“ fallen – allerdings gilt das soweit wir wissen nur umsatzsteuerlich. D.h. ertragsteuerlich dürfte die 1%-Versteuerung gelten, wenn Ihnen der Arbeitgeber ein Dienst-Muli auch für die private Nutzung zur Verfügung stellt.

DStR

Hier gab es diesen Monat lohnsteuerlich nichts Aufregendes zu berichten. Allerdings bin ich in Heft 35 an einem Artikel mit dem Titel „Two Birds, One Stone“ hängen geblieben, weil er mich zu sehr an ein Youtube-Video erinnerte, welches ich vor langer Zeit einmal gezwungen wurde anzuschauen. Gottseidank blieb bei DStR alles gewohnt jugendfrei.